#JeSuisCharlie oder: Die Schere im Kopf

#JeSuisCharlie oder: Die Schere im Kopf

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Fassungslos stehen wir wieder um das mediale Lagerfeuer und betrauern die Toten eines nicht erklärten Krieges.

Als Agnostiker und strikter Gegner aller Religionen überrascht mich das Ausmaß der Gewalt nicht. Woody Allen sagte einmal: „Die Frage ist nicht, wieso es passierte, sondern wieso so etwas nicht viel öfters passiert!“ Was nützt es da noch, Tucholskys Satirezitat vor sich herzutragen?

Das Jahr 2014 hat schlecht geendet, 2015 beginnt bereits mit einer Tragödie, einem unfassbaren Verbrechen.

Zensur beginnt im Kopf

Auch ich, in meiner Tätigkeit als Verleger, durfte mich schon mit dem Problem der Selbstzensur auseinandersetzen; so wie in unseren durchjuristisierten und politisierten Zeiten wohl jeder schon einmal die Konsequenzen bedenkt, bevor er sich in einem öffentlichen Raum äußerst.

Wir sind leider nicht mehr frei von Angst, müssen wir doch befürchten, eines Tages das Klopfen an der Tür zu hören, sei es von einem Fanatiker oder einem Rechtsanwalt.

Ich weiß nicht, ob ich den Mut aufgebracht hätte, in der Redaktion von Charlie Hebdo zu arbeiten – wahrscheinlich nicht.

Mein Beileid gilt den Angehörigen und Freunden der Mordopfer.

Wir leben in Zeiten, in denen kreischende, dauerbeleidigte Minderheiten in den Straßen marschieren und den schweigenden Mehrheiten ihre eigene, kaputte Lebenssicht aufzwingen wollen.

Lassen Sie sich nicht unterkriegen, auch das geht vorüber.

Ihr
Jürgen Schulze

2 Responses

  1. Claudia Strachan
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    Ganz meine Meinung, lassen wir uns nicht unterkriegen! Stephen Fry hat es m.E. sehr gut kommentiert: Mit ihrer brutalen Tat haben die Mörder genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollten.

    Mehr Leute als je zuvor haben sich nun die Charlie – Karikaturen angesehen und die Solidarität mit den Karikaturisten ist so gewachsen, dass sich das gesamte Europäische Abendland mit Satirikern identifiziert, die sie vorher vielleicht kritisch gesehen hatten. Viele fragten sich bislang, ob uns die Meinungsfreiheit das Recht gibt, andere zu beleidigen oder zu verletzen. Jetzt stehen wir auf der Seite der Satiriker, no matter what – Nous sommes Charlie!

  2. Hochachtung vor den Opfern! Sie stehen für mutigen Journalismus und geben ein Beispiel, dass man sich bei der Verteidigung des Grundrechts auf Meinungsfreiheit nicht unterkriegen lassen darf.

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